Es gibt viele Namen und Nutzungen für das kleine, 9,21 m auf 9,09 m und 9,20 m hohe Gebäude von vor 1784, wie Orangerie, Gartenhaus, Kapelle (1925), Nutzung durch das im Schloss untergebrachte Altenheim, Abstellkammer für einige Vereine, usw. Ein sorgsamer Umgang mit der „Rumpelkammer“ fand nicht statt. Das Gebäude verkam. Die Standfestigkeit musste angezweifelt werden. Es bestand Handlungsbedarf zumal eine Sanierung der Orangerie seit 1987 auf der Agenda von Verwaltung und Gemeinderat stand.
Auf Initiative der Interessengemeinschaft Museum (IG Museum) und des Schlossparkvereins musste in der Sitzung vom 17. November 2006 über Erhalt und Sanierung im Gemeinderat abgestimmt werden. Die Meinungen waren geteilt. „Wenn ich so eine marode Garage hätte, würde ich sie einfach umschmeißen!“ bemerkte ein Gemeinderat, wobei er damit nicht alleine war. Andere wollten eine „Luxus Sanierung“. Die Mehrheit von 17 Stimmen aber beschloss den Erhalt! Gleichzeitig gab es viele Ideen und Planungen zu einer zukünftigen Nutzung, die in der Gemeinde heftig und engagiert diskutiert wurden.
Fast war man sich einig, dass durch einen kleinen Anbau wie einer „Teeküche“ die Orangerie für Feste sehr gut nutzbar wäre. Das alles entscheidende Wort hatte das Landesdenkmalamt das durch restauratorische und konservatorische Maßnahmen den Erhalt der historischen Bausubstanz forderte. Hans-Dieter Zopf, ein namhafter Restaurator, der schon im April 2004 Befundungsuntersuchungen und ein Gutachten erstellt hatte, betreute die Arbeiten. Damit war die historische Herstellungsweise gewährleistet.
Zuerst musste die Statik geklärt werden, wozu verschiedene Gipsmarken gesetzt und beobachtet werden mussten. Das Ergebnis war gut, obwohl die Süd-Ost Gebäudeecke abgesackt war.
Da die Wände nass waren wurde das äußere Mauerwerk bis zur Fundamentsohle freigegraben und mit Dachpappe und Trockenmörtel vor Feuchtigkeit geschützt. Wegen des Fußbodens war diese Maßnahme im Innenraum nicht möglich.
Die Wände gaben der Gemeinde Rätsel auf: Unstrittig war die Südwand mit der Eingangstüre und den beiden Fenstern. In der Ostwand befanden sich zwei große Fenster und eine Wagendurchfahrt, die mit Hohlblocksteinen verschlossen war. Die Nordwand hatte außer einem durchgehenden Riss keine Öffnungen. In der Westwand befanden sich ebenso eine nachträglich verschlossene Wagendurchfahrt, sowie ein großes Fenster.
Als langsam klar wurde, dass man nicht alle Öffnungen herstellen sollte, fand man überraschenderweise in der Südwand ein zugemauertes Fenster. Es war selbstverständlich, das Fenster freizulegen, um ein symmetrisches Gesamtbild des Innenraumes zu erhalten.
An den Wänden fand der Restaurator Spuren von Wandbemalungen. Es handelte sich um Sockelfriesreste neben der Türe, eine Abschlussbordüre am Wandanschluss-Decke und Farbreste auf der ehemaligen Altarwand.
Die Dacheindeckung mit roten doppelt gedeckten Biberschwanzziegeln war verloren und musste ersetzt werden. Die historisch belegte Glasspitze und ein stabilisierender Ringanker auf den Mauern lehnte das Landesdenkmalamt ab.
Der besonders erhaltenswerte historische Pflastermosaikboden befand sich in einem jämmerlichen Zustand. Das Altarpodest aus Beton störte und musste abgebaut werden Durch den sorglosen Umgang mit der Orangerie entstanden massive Beschädigungen des Bodens. Auch der an drei Seiten umlaufenden, abgesenkten Abwasserstreifen trug nicht zu einer begehbaren Sicherheit bei. Deshalb wurde auf Wunsch der IG Museum (2016 / 2017) der Pflasterboden mit einem Holzboden aus sägerauen Brettern geschützt. Die Lampen der Orangerie stammen übrigens aus dem Besitz der Grafen, und wurden auf dem Dachboden des Schlosses gefunden.
Damit hat sich die Nutzung der Orangerie, wie sie jetzt immer genannt werden wird, erhöht. Sie wird gut von der Bevölkerung angenommen. Von den Vereinen und den Bürgern bestehen immer noch Wünsche nach einer Verbesserung der Benutzbarkeit.
Letzte Aktualisierung: 18. März 2023
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